
Aufgetaucht: Da ist der Tramper. Foto: Martina Wilde
Die Ungeduld fand ihre Ruhe an einem strahlend schönen Sonntag, am 27.8.2017, als um 15.50 Uhr Dr. Frank Wenzhöfer auf der Brücke der Polarstern den Knopf zum sogenannten „Auslösen“ des Trampers betätigte. Wäre der Tramper ein lebendiges Wesen, so hätte er es vielleicht sogar als „Erlösung“ empfunden, dass er nach 60 Messungen nun von einem Abwurfgewicht erleichtert wieder zur Meeresoberfläche schweben durfte.

Erfolgreicher Kontakt: Frank Wenzhöfer (vorn) und Johannes Lemburg beobachten, wie der Tramper aufsteigt. Foto: Martina Wilde
Alle suchten sich den besten Platz, um ihn endlich wiedersehen zu können: Ein Hubschrauber startete unter dröhnendem Lärm, um möglichst nah an die Stelle heran zu kommen, wo der Tramper das erste Mal gelb durch die Wasseroberfläche schimmern würde, eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen versammelten sich zusammen mit mir auf der Brücke, um von diesem privilegierten Platz aus den besten und weitesten Überblick über die Meeresoberfläche zu haben. Die Crew des Schiffes bereitete sich auf dem Deck bereits auf die Entgegennahme des TRAMPERS vor und ein Schlauchboot wurde zu Wasser gelassen, um den TRAMPER bereits im Wasser „an die Leine“ zu nehmen und zum Schiff zu führen.
Frank Wenzhöfer verfolgte derweil auf einem Bildschirm auf der Brücke, wie hoch der Tramper mittlerweile gekommen war und die Spannung wuchs und wuchs bei allen. Entgegen der vorhergesagten 90 Minuten dauerte es dann fast zwei Stunden, bis der Nautiker der Polarstern als allererster die gelbe Boje 200 m vor dem Schiff auftauchen sah. Ich zoomte mit meinem Fotoapparat dann auf diese Stelle und ich meine wirklich, dass ich die Erste im Raum war, die „Da ist er“ rief!

Aufgetaucht: Da ist der Tramper. Foto: Martina Wilde
Und ja, da war er! Ein paar Seemöwen umkreisten sehr bald neugierig dieses fremde gelbe rechteckige „Wesen“, schaukelten mit ihm auf den Wellen, während das Schiff sich an den Tramper so herandriften ließ, dass er in komfortable Reichweite für den Kran auf dem Achterdeck kam. Dr. Johannes Lemburg, einer der Väter des Trampers, saß im Schlauchboot, nahm den Tramper an die Leine und dann wurde er unter dem Beifall aller Kollegen, die sich in der Zwischenzeit am Rande des Arbeitsdecks eingefunden hatten, auf das Schiff gehoben.
Der Kran hatte ihn noch nicht ganz auf dem dafür vorgesehen fahrbaren Untersatz gehoben, da standen Frank Wenzhöfer, Michael Hofbauer und dann später auch Johannes Lemburg schon um ihn herum und versuchten, auf den allerersten Blick herauszufinden, wie es ihm ergangen war dort unten. Hatte er tatsächlich gemessen? Jaaaaaaaaa, es sah alles direkt danach aus, denn man konnte erkennen, dass sich der Revolvermechanismus gedreht hatte. Was war mit seiner linken rechten Kette passiert? Wie oft hatte er gemessen?

Erste Inspektion: Nach dem Hieven wird der Tramper genau unter die Lupe genommen. Foto: Martina Wilde
Wie sich in der Zwischenzeit herausgestellt hat, hat er 24 Messungen wie geplant, einmal wöchentlich im Abstand von etwa 15 Metern durchgeführt, danach hat er sich ja nur auf der Stelle gedreht und immer wieder an derselben Stelle gemessen. Die große Überraschung ist, dass die Batterien offensichtlich viel haltbarer waren, als man das vorsichtig erwartet hatte, es sieht so aus, dass er wohl noch ein weiteres Jahr am Meeresgrund hätte arbeiten können. Und genau das wird er nach der Rehabilitation, die man ihm nun hier an Bord angedeihen lassen wird, auch tun: Er wird gereinigt, das Getriebe wird repariert, es werden neue Sensoren eingebaut und dann wird es im Rahmen dieser Expedition wieder zurück ins Wasser gehen, auf eine weitere einsame Fahrt unter das Eis.
Aber noch ist der Tramper an Bord und zeigt uns, dass das Undenkbare möglich ist: der Mensch kann auch in den extremsten Gebieten dieser Erde seine Neugier und seinen Erkenntnisdrang befriedigen… und das mithilfe eines leuchtend gelb glänzenden aber robusten Tiefsee-Roboters.
Martina Wilde



Nach dem „Tanz“ der schwerelose Aufstieg: die Heimkehr des Trampers nach einer einjährigen Reise am Meeresboden